Unsere Tuttlinger Gruppe hatte in diesem Jahr eine länger Tor mit dem Rad gemacht. Da wir im nächsten Jahr etwas ähnliches planen, will ich den Bericht dieser Gruppe ungekürzt unserer Gruppe zu Verfügung stellen. Vielleicht hat der eine oder andere von uns nun Lust bekommen?
"Übervoll von den Eindrücken
unserer ersten Deutschland-Durchquerung von Süd nach Nord mit dem Fahrrad
(vielleicht lassen wir eine von West nach Ost entlang dem R1 im nächsten Jahr
folgen?!) sind wir nach zwei Wochen zurück…
Es ist unglaublich, wie
unterschiedlich man ein Land und seine Landschaften auf so eine lange Distanz
per Fahrrad, per Auto oder zu Fuss erlebt. Letzteres ist uns ja immer einen
Tick zu langsam, da die Reichweite so gering ist. Aber die ca. 80 km per
Fahrrad täglich sind bei so viel Sehenswertem und Besichtigungspausen schon
fast zu viel und doch so viel langsamer als die 500 oder gar 800 km, die wir
sonst mit dem Wohnmobil bewältigen: Wenn man stundenlang durch riesige, reife
Weizenfelder fährt oder sich mit dem Fluss bis zum Horizont durch die
Landschaft schlängelt, nimmt man das Ganze unglaublich intensiver wahr – man
spürt, riecht, hört und sieht so viel mehr als mit dem Auto.
Nun sind wir ja schon sehr
viel geradelt, aber doch immer nur kürzere Intervalle (meist in den Bergen) und
schon gar nicht überwiegend an Flüssen entlang, was schon etwas Besonderes ist:
Zuerst an der Donau, dann an Wörnitz und Tauber, dann an Main und Werra und
schließlich das längste Stück an der Weser. Und jeden Tag gab es mehrere
Highlights, die allein eine Reise wert gewesen wären – Donauwörth und
Dinkelsbühl, Rothenburg o.d.T und Würzburg, Meiningen und Hannoversch Münden,
Hameln und die vielen anderen wunderschönen Fachwerk-Städtchen im Norden… Auch
ein Stück Rennsteig-Radweg und ein schweißtreibender Abstecher zur Wartburg
waren dabei und natürlich ein Besuch in Eisenach. In Thüringen laufen überall
die Vorbereitungen auf 2017 auf Hochtouren – Luther ist omnipräsent!
Mit dem Wetter hatten wir
unglaubliches Glück – nur einen halben Regentag und mal den einen oder anderen
kurzen Schauer, bei dem wir aber nach einer Stunde schon wieder trocken
„geradelt“ waren. Jeden Tag starteten wir gegen 9 Uhr und kamen selten
später als 17 Uhr ins Ziel. Unsere über HRS vorgebuchten Hotels waren alle
super – die Etappen haben wie geplant (der eine oder andere Kilometer kam
dazu!) geklappt – und die Frühstücksbuffets so reichhaltig, dass wir trotz 1100
km und ca. 3500 hm auch noch zugenommen haben. Dass das so gut geht, aus den 2
Radtaschen mit ca. 12 kg leben (dabei haben wir fast ein Drittel unserer Sachen
– alle Schlechtwetter-Utensilien – nicht gebraucht!) hätten wir beide nicht
gedacht. Das einzige Schmerzliche war mein Hintern, der sich trotz Sattel Nr. 5
in meiner Sammlung nicht richtig an den „Marathon“ gewöhnte. Ibuprofen hat auch
dieses Problem gelöst…
Unsere 4er-Bande harmonierte
trotz aller Unterschiede gut – R. immer einen Tick voraus und am letzten Tag,
als wir Bremen zu Fuß besichtigten, hängte er nochmals 110 km an, um ans Meer
nach Bremerhaven zu radeln. P. dagegen hat mit mir das Biergarten-Duo gebildet
– wir haben so manches Alsterwasser, Pils und Weizenbier geleert – und B. hat
immer wieder den zusätzlichen Geschichte-und Kultur-Genuss eingefordert („den
3. Riemenschneider-Altar“ oder die ausführliche Schloss-Besichtigung in
Hämelschenburg…).
Die letzten beiden Tage an
der Weser kamen uns vor, wie wenn wir durch ein Freilichtmuseum radelten – so
viel heile und stille Bauerndorf-Welt habe ich schon lange nicht mehr gesehen
und es war ein schöner Kontrast zu den touristengefüllten, mittelalterlichen
Städten, Burgen und Kirchen, die wir zuvor reichlich genossen haben.
Fazit: Deutschland von Süd
nach Nord in slow motion – es war ein Riesenerlebnis und hat allen viel Spaß
gemacht. Und: unsere erste Radtour mit „allem-dabei-auf-dem-Rad“, den
komfortablen Hotels und schönen Restaurants am Abend war sicher nicht die
letzte. Einen Rat nur für Nachahmer: länger sollten die Etappen nicht sein,
sonst kann man das Sehenswerte zu wenig genießen…