Für Anna und mich stand am Tag der deutschen Einheit ein weiteres Radrennen auf dem Plan. Diesmal war das Ziel Münster in Westfalen, wo der diesjährige Münsterland Giro stattfand.
Wir entschieden uns dabei für die kürzeste der drei Strecken, die allerdings immer noch 77km lang war.
Angereist sind wir bereits am Freitag Nachmittag, um in Münster noch Zeit zu haben, die Startunterlagen abzuholen und noch die Strecke anzuschauen. Dies geschah dann wie schon in München mit dem Auto und den Fahrrädern im Kofferraum. Der Grund war dieses mal aber nicht die Zeit und einsetzende Dunkelheit, sondern Regenschauer und starke Windböen bei knapp über 10 Grad (jaja, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung...).
Das Wetter am Samstag Morgen hatte dann ähnliche Züge wie am Freitag, war jedoch um eine wichtige Eigenschaft besser: es regnete nicht!
Dadurch sind wir schon gegen 9 Uhr zum Start gefahren, um uns den Start der beiden anderen Strecken (150 & 110 km) anzuschauen und uns mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Danach war noch eine halbe Stunde Einrollen angesagt und dann ging es auch schon in Richtung Startblock.
Der Veranstalter meinte es sehr gut mit uns und wir bekamen den zweiten von insgesamt fünf Startblöcken zugeteilt. Das war gleichzeitig der bestmögliche Startblock, denn vor uns gingen nur noch die Führenden der Gesamtwertung auf die Strecke.
Mit uns beiden Fundracern gingen zum Startschuss noch insgesamt 1241 (!) weitere Racer auf die Strecke.
Den eigentlichen Rennbericht gibt’s jetzt in zwei Teilen, da Anna und ich uns erst gute zwei Stunden später im Ziel wieder sahen und somit zwei komplett unterschiedliche Rennen fuhren.
Anna:
Zu Beginn hatte ich wie in München das Problem auf Betriebstemperatur zu kommen. Dieses mal jedoch fand ich dann aufgrund des Gegenwinds und einem Höllentempo zu Beginn den Anschluss an die Spitzengruppe nicht mehr, wodurch ich mich nach den ersten 5 km im Niemandsland befand. Dann fand sich wenigstens eine Gruppe zusammen, die aber nicht gut harmonierte und ich sogar immer wieder Führungsarbeit leisten musste. Zur Rennhälfte zerfiel dann diese Gruppe wieder und ich war plötzlich ganz alleine unterwegs! Wind von schräg vorne und kein anderer der 1242 Fahrer bei mir; ich dachte ich bin im falschen Film. Dieser grausame Zustand hielt 10km an. Dann überholten mich endlich zwei Fahrer und ich konnte mich im Windschatten etwas erholen und etwas Fahrt wieder aufnehmen. Mit den beiden (Mann&Frau) ging es dann auf die Zielgerade, wo ich mich schon auf den Sprint gegen meine direkte Konkurrentin vorbereite. Dies wurde mir jedoch von dem „netten“ Mann verwehrt, der seine Partnerin nach vorne in den Sprint schickte und vor mir freundlicherweise das Tempo rausnahm, wodurch ich natürlich nicht mitsprinten konnte. Wieder dachte ich an den falschen Film...
Das trockene Ergebnis liest sich dann immerhin nicht so schlecht, wie es mir auf der Strecke erging. Platz 14 von 143
Beim nächsten Rennen brauche ich aber auch einen männlichen Beschützer wie die anderen Mädels einen haben :-)
Rainer:
Durch die bestmögliche Startposition wollte ich gleich zu Beginn in der Spitzengruppe dabei sein. Ich fand von Beginn an immer wieder gute Positionen an schnellen Hinterrädern und war damit schon mal bei den Spitzenleuten dabei. Es folgten immer wieder Angriffe, die zwar erfolglos blieben, aber das Tempo im Feld hoch hielten. Zur Rennhälfte zeigte mein Tacho einen Schnitt von 42 km/h an. Immerhin wurde es dann ruhiger und ich konnte endlich etwas essen und auch mal ausgiebig trinken, um meine Akkus für das Finish aufzuladen. Angriffe gab es nämlich überhaupt keine, da unter den Fahrern keine Einigkeit herrschte. So bummelten wir dann teilweise mit gerade mal 30 km/h durch das Münsterland. Ab Kilometer 70 kam dann wieder Leben in die Gruppe, da das Ziel näher rückte. Immer wieder versuchten Einzelne der Gruppe zu entkommen, konnten aber nicht das entscheidende Loch reißen. Ich hielt mich gut im vorderen Drittel und konnte in der letzten Kurve 700m vor dem Ziel noch ein paar Plätze gut machen, als dann die Post abging. Mit 55 km/h ging es auf die Zielgerade, wo ich allerdings gegen die schnellen Jungs keine Chance hatte. Dennoch erreichte ich einen sehr guten 29. Platz von 1100 Fahrern.
Im nächsten Jahr werde ich sicherlich wieder mit dabei sein und hoffe, dass meine Beine mich noch etwas weiter nach vorne bringen.
Uns hat der Münsterland Giro sehr gut gefallen, da die Organisation einfach spitze war. Dazu war es zwar eine topfebene, aber sehr schöne Strecke mit vielen Fans. Highlights waren die Ortsdurchfahrten mit teilweise mehr als tausend Fans am Straßenrand und ein mit drei netten Damen besetzter Whirlpool im Vorgarten. Das Wetter hat uns ja auch nicht im Stich gelassen.
Damit gab es ein schönes Saisonfinale und wir freuen uns schon auf die nächste Saison. Bis dahin heißt es aber nicht Beine hoch legen und (bald) Lebkuchen essen, sondern weiter trainieren, damit das Diakonie Fundracing Team weiter gute Ergebnisse einfährt.