Dienstag, 27. August 2013

Ötztal-Radmarathon 2013

Der Ötztal-Radmarathon fand dieses Jahr zum 33. mal statt. Doch dieses Jahr sollte es ein besonderes Erlebnis werden. Der Zweite und Ex-Profi Joerg Ludewig meinte, es sei sein schlimmstes Radrennen gewesen und selbst der 40.platzierte Jan Ullrich dachte auf der Abfahrt vom Kühtai nach Innsbruck an ein Sammeltaxi für die Rückfahrt ins Hotel.
 
Samstags beim einradeln u Söldener Radluft schnuppern

Somit waren die eigentlichen Gewinner aufgrund der Wetterbedingungen alle Finisher. Von ca. 4500 gemeldeten Startern waren 3200 Männer und 150 Frauen am Start, und nach 238km und 5500 Höhenmeter sind im Ziel 2300 Männer und 83 Frauen angekommen, darunter ICH. Melli Bernardino aus dem schwäbischen Geislingen. 
Schon die Wetterprognosen ließen nichts Gutes erahnen und nachdem es die ganze Nacht durchgeschüttet hatte, überlegte ich mir, mit dem Regenschirm loszuradeln.
 

Grandioses Ötzi Shirt aus den Trikots der vergangenen Jahren

Somit wurde bereits die 32km Abfahrt von Sölden nach Ötz eine Material-Testfahrt für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Und ich glaube, jeder und jede freuten sich dann, wie es endlich zum 2020m hohen Kühtai nach oben ging. Denn die teilweise bis zu 16% Anstiege waren die beste Methode, wieder warm zu werden. 
Nach einer kurzen Pause am Pass und erfrischenden 2°C sollte nun die haarsträubende Abfahrt bei strömenden Regen hinunter nach Innsbruck folgen. Bereits am Pass stiegen über 500 Teilnehmer aus und auch die Abfahrt brach der eine oder andere ab, weil er entweder seine Hände nimmer spürte oder die Bremsen unwirksam waren. Ich selbst schlich regelrecht mit 30km/h die 15km Abfahrt hinunter, meine Unterarme schmerzen heute noch.
 

Testfahrt am Samstag bis ins Ziel

Doch Petrus meinte es gut mit denen, die durchgehalten hatten. In Innsbruck begrüßten uns die ersten Sonnenstrahlen und den Brenner jagten ich mit meinem Partner mit über 30km/h hinauf. Auch die vielen Zuschauer tobten, als sie eine der ganz wenigen Frauen fröhlich durch die Ortschaften rasen sahen. Ich lass jetzt mal weg, dass uns ca. über 100 Männer im Schlepptau folgten ;-). 
Nach 125km „warm“-radeln waren wir auf dem Brenner und konnten an der zweiten Verpflegung die Socken wechseln. „Gelesen“ hört sich dieser Satz bescheuert an, aber dort oben waren alle froh, die nur ein klein wenig an Wechselklamotten am Brenner deponiert hatten.
 

Schon am Samstag hatte ich beim Anblick des Ziels Gänsehaut

Bei der Abfahrt nach Sterzing bekam das Schild „Willkommen im sonnigen Südtirol“ eine wahrhaft neue Bedeutung!
 
Somit wurde auch der Anstieg zum 2090m hohen Jaufenpass eine wahre Freude, die Sonne tat ihr Übriges und die Abfahrt nach Südtirol nach St. Leonhard war der Hammer. Wie Fliegen, nur schöner!!! 

Und wer den Ötzi kennt, weiß, dass nun, nach bereits 183km und 3700 Höhenmetern die 30km Auffahrt zum 2509m hohen Timmelsjoch folgt. Nachdem Stunden zuvor noch Schneetreiben von oben gemeldet wurde, war es wohl der einzige sonnenüberflutete Pass in der Umgebung, der uns mit all seinen vielen Serpentinen entgegenstrahlte.
 

Im Ziel angekommen, ein unglaubliches Gefühl

Aber es wäre ja zu einfach gewesen, darum hatten die Wetterbedingungen meiner elektronischen DII Schaltung doch etwas zu schaffen gemacht. Hinten ging nix mehr zum Schalten. Wir mussten von Hand auf den ersten Gang schalten. Die Technik stieg aus, aber nicht meine Beine und erst recht nicht mein Kopf!!! 
Somit strampelte ich inmitten einem berauschenden, schneebedeckten und mit Regenbogen bestücktem Bergpanorama nach unter 3 Stunden Auffahrt auf den Pass.
 
 
Geschafft !! Yes i can :-) Als Belohnung gibts ein Finisher Trikot

Die rauschende Abfahrt nach Sölden gab schon ein Vorgeschmack auf die Zielankunft, die ich als 43.te Frau nach 11:31 Stunden  erreichte. Ich habe mir wirklich einen Traum erfüllt. Den Ötztaler.

Melanie