Wegen eines
Radrennens nach Norwegen zu fahren ist schon mit großem Aufwand
verbunden, aber warum nicht einen Skandinavien-Urlaub damit verbinden ?
Chrisi und
ich entschließen uns, an der „Viking-Tour“ teilzunehmen, einem 7-Tage
Etappen-Rennen, zwischen Fjorden und norwegischen Bergen, ca. 300km
nördlich von Oslo.
Wir planen
die Anfahrt mit dem Wohnmobil, wollen mit der Fähre von Frederikshavn
nach Göteborg übersetzen, der Küste entlang bis Oslo fahren, am Rennen
teilnehmen und von Oslo mit der Fähre wieder zurück nach Frederikshavn
schippern. An Zeit kalkulieren wir 18 Tage ein.
In
Beitostolen, einem norwegischen Wintersportort auf 1000m Höhe soll das Rennen
beginnen. Wir sind
gespannt, … fragen uns immer wieder, ob wir uns
zu viel zumuten? Können wir über mehrere Tage ein Rennen standhalten,
ohne Regenerationstage dazwischen zu haben?
Beim ersten
Briefing am Abend vor dem Start werden wir mit den Abläufen vertraut
gemacht, erfahren die Besonderheiten die es zu berücksichtigen gibt (z.B.
Temperaturstürze bis auf 0 Grad, üppiger Regenfall, Tunnelfahrten, …) und lernen die anderen Radler kennen. Es sind 200 Teilnehmer..
Auffallend
viele aus Holland und Belgien, … Norweger, Schweden, Dänen, …
nur 8
Deutsche.
Ich staune
nicht schlecht, einer unserer Landsleute ist Dieter
aus Dettingen/Teck, ein Mitstreiter bei „Fichkona 2014“.
Wir haben
uns seitdem nicht mehr gesehen und wussten nichts von unserem Vorhaben,
bei der „Viking-Tour“ zu starten.
Samstag, 06.08.:
Viking-Tour Start, Strecke
Beitostolen-Lom, 185km.
Hauptschwierigkeit der Juvasshytta mit einem
1300m-Anstieg und mehreren Rampen mit 19%.
Mehrere
Stunden Fahrt im Regen.
Sonntag, 07.08.:
Lom-Geiranger, 105km mit dem 1476m hohen Dalsnibba.
Nun begreifen wir, warum der Geiranger-Fjord so berühmt ist:
Der Ausblick von dem Dalsnibba auf den Fjord, bzw. die Anstrengung dahin,
ist im wahrsten Sinne des Wortes atem(be)raubend.
Kein Regen, für norwegische Verhältnisse schönes Wetter, einige
Sonnenstunden.
Montag, 08.08.:
Geiranger-Vareide/Gloppen,
145km mit Bergzeitfahren und Rampen bis 23%,
die letzten 30km im Regen.
Dienstag, 09.08.:
Vareide-Vareide, Zeitfahren über 24km,
Regentag
Mittwoch,
10.08.:
Gloppen-Balestrand, 159km
Regen / Sonne
Mix
Unsanfte
Berührung bei 36kmh,
ein
nachfolgender Kollege fährt mir mit seinem Pedal ins
Hinterrad, …
gottseidank kein Sturz, …
aber
beschädigtes Ausfallende, Speichenbruch,
eine 8 im Laufrad, ... grrrrrh, ...
Ich riskiere es, mit
geöffneter Bremse weiterzufahren.
Beim Bergabfahrten fühle ich mich wie auf einem
Pulverfass.
Donnerst.,
11.08.:
Balestrand-Balestrand, 36km Bergzeitfahren, ein schöner sonniger Tag..
Freitag, 12.08.:
Balestrand-Beitostolen, 197km mit 1013m
Anstieg zum Fillefjell und 850m zum Eggeasen.
Ganzer Tag
Fahrt im Regen, Bergtemperatur 2-5 Grad.
Tunnelfahrt mit
6 km Länge und Polizei-Eskorte.
Auf dem
Hochland Straßenbaustelle, 2km unbefestigte
Straße, schmierig, dreckig, …
wir sehen aus,
wie durch den Schlamm gezogen.
Schüttelfrost
überkommt mich. Nehme 15 Minuten Pause.
Am nächsten Anstieg setzt
die „Heizung“ wieder ein,
der
Schüttelfrost verschwindet. Die Schlammspuren auf Hosen,
Schuhen, Regenjacke sind vom strömenden Regen fast schon
beseitigt.
Die letzten km
- es sind noch 57 - werden seeehr zäh.
Am Abend
jeden Renntages wird der Etappensieger Männer / Frauen mit einem Gelben
Trikot geehrt. Nach Ende der Viking-Tour werden die ersten 3 Plätze Männer / Frauen prämiert..
Für ein Siegertrikot
sind die Zeiten von Chrisi und mir nicht schnell genug - bei den
Vorderen wird in der Tat im Profi-Niveau gefahren -
aber wir
erhalten einen kostenlosen Startplatz für „Insomnia“, dem 265km
Mittsommernachts-Rennen 2017 auf den norwegischen Lofoten.
Wer hätte noch Lust, das Diakonie-Trikot 300km über den Polarkreis hinaus zu tragen?
Wir sind
froh, die Viking-Tage bewältigt zu haben und finden
es erstaunlich, dass wir nach diesen Regen/Kälte Etappen keine
Erkältung davongetragen haben.
Drei Tage
später kommen wir beladen mit neuen Eindrücken und Glücksgefühlen nach Hause –
wir sind „Wikinger“.
Joachim und Chrisi
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