Der
große Radsport-Klassiker Ötztaler Radmarathon stand in diesem Jahr wieder Ende
August auf dem Programm. Wie ist diese Mammutveranstaltungen zu bewerten und
was wird einem abverlangt? Diesen Fragen ging ich im Selbstversuch nach.
Die harten Fakten
Datum: 30. August
Sportograf / Timmelsjoch |
Länge: 238 Km
Höhenmeter: 5.500 hm
Herzfrequenz: 151 1/min
Leistung: 167 Watt
Kalorien: 6068 kJ
Geschwindigkeit: 25,7 km/h, max. 102,6 km/h
Rennzeit: 9:13 Std.
Das Anforderungsprofil
Der erste 1.200 hm-Anstieg wird schon scharf gefahren, allerdings sind die Beine noch frisch und die Belastung ist gefühlt in Ordnung.
Ötz - Kühtai
Länge: 18,5 km
Höhenmeter: 1.200 hm
Herzfrequenz: 157 1/min
Leistung: 233 Watt
Zeit: 1:17 Std.
Rennzeit: 1:53 Std.
Temperatur: Kühtai 14°C
Nach dem ersten Anstieg folgt eine Phase des „Durchatmens“, es kommt ein 22
km langes Flachstück bis Innsbruck und danach geht es mit einem 30er-Schnitt
den Brenner hoch. So kann man in der Gruppe fahren und gemeinsam Kraft sparen.
Innsbruck - Brenner
Länge: 39 km
Höhenmeter: 777 hm
Herzfrequenz: 158 1/min
Leistung: 187 Watt
Zeit: 1:17 Std.
Rennzeit: 3:56 Std.
Temperatur: Brenner 25°C
Das ist sehr zu empfehlen, denn danach wird es ernst. Es folgt nun der
Jaufenpass. Der Anstieg liegt etwa in der Mitte der Marathons und es sind ca.
1.130 hm zu überwinden. Dort wird richtig Tempo gemacht, so dass man angezählt
in den Schlussanstieg fährt.
Sterzing - Jaufenpass
Länge: 15,5 km
Höhenmeter: 1.130 hm
Herzfrequenz: 160 1/min
Leistung: 198 Watt
Zeit: 1:23 Std.
Rennzeit: 5:46 Std.
Temperatur: 29°C auf dem Jaufenpass!
Der Jaufenpass wird dann zur Tortur, gleich zu Beginn bekomme ich Krämpfe, und bin froh, überhaupt den Gipfel erreicht zu haben. Die Abfahrten beim Ötztaler sind wahre Schussabfahrten, High Speed-Fetischisten werden ihr wahre Freude haben. Mein Top-Speed war 102,6 km/h. Niemals zuvor bin ich auf dem Rad so schnell gewesen, ein wahnsinniges Gefühl. Dabei sind die Straßen beim Ötztaler gesperrt und die Straßen können komplett genutzt werden. Das erhöht den Spaßfaktor und die Erholung.
Die wichtigste Erkenntnis ist „Hinten ist die Ente fett“, das letzte Renndrittel ist im Ötztaler das schwerste. Denn alles was die Fahrer zuvor bereits absolviert haben, war auch kein Zuckerschlecken. Beim Ötztaler kommt mit dem Timmelsjoch ein 28 km Anstieg mit insgesamt 1.759 hm noch mal eine richtige Wand auf die Rennradfahrer zu. Der schwere Schlussanstieg, auf 2.500 hm, gehe ich mit müden Beinen und abermals von Krämpfen geplagt an. Er wird für mich zum Scharfrichter werden.
St. Leonhardt - Timmelsjoch
Länge: 28,5 km
Höhenmeter: 1.759 hm
Herzfrequenz: 155 1/min
Leistung: 180 Watt
Zeit: 2:28 Std.
Rennzeit: 8:39 Std.
Temperatur: 35°C in St.Leonhardt – 20°C auf dem Timmelsjoch!
Das Event endet mit einer tollen Abfahrt, so hat man nach einem Speedrausch und Adrenalinausschüttung die Strapazen vom letzten Anstieg fast schon vergessen und kommt mit einem Lächeln im Ziel an.
Fazit
Der Mythos ist unglaublich und der Start etwas Besonderes. Dass alles
verleiht einem Motivation, sich dieser Herausforderung zu stellen. Der Ötztaler
ist ein Event, auf das man sich freuen darf und stolz sein kann, sich auf der
Ergebnisliste wiederzufinden. Jedoch klingelt um 4:45 Uhr der Wecker und die Fahrer
stellen sich noch vor Sonnenaufgang an die Startlinie. Mit dem ersten Gipfel
erreicht man auch die ersten Sonnenstrahlen. Die Kunst ist nun, diese
Anfangseuphorie möglichst lange zu konservieren, denn wenn man nach vier
Stunden hinter dem Brenner auf die Uhr schaut und weiß, man hat noch nicht mal
die Hälfte rum, realisiert man, dass es heute wieder ein langer Tag wird. Doch
das Event hat das gewisse Etwas. Das Finishertrikot bekommt man nicht
geschenkt. Man ist lange unterwegs, muss früh raus und fährt durch die
wunderschönen Alpen. Man motiviert sich gegenseitig und aus Gegnern werden
Leidensgenossen.
Sportograf / Timmeljoch |
Wie hart war das Rennen?
In Sölden kam ich fix und fertig im Ziel an. Wer´s nicht glauben mag, der
hat nächstes Jahr wieder die Chance, sich selbst dem Ötztaler zu stellen.
Achim