Freitag, 4. September 2015

Ötztaler Radmarathon

Eine Nachbetrachtung und Auswertung von Achim B. 

Der große Radsport-Klassiker Ötztaler Radmarathon stand in diesem Jahr wieder Ende August auf dem Programm. Wie ist diese Mammutveranstaltungen zu bewerten und was wird einem abverlangt? Diesen Fragen ging ich im Selbstversuch nach. 

Die harten Fakten

Datum: 30. August
 

Sportograf / Timmelsjoch

Länge: 238 Km

Höhenmeter: 5.500 hm

Herzfrequenz: 151 1/min

Leistung: 167 Watt

Kalorien: 6068 kJ

Geschwindigkeit: 25,7 km/h, max. 102,6 km/h

Rennzeit: 9:13 Std.



Am Start, irgendwo in der Mitte zwischen 4300 Startern,
noch sind wir locker und

Das Anforderungsprofil

 



Der erste 1.200 hm-Anstieg wird schon scharf gefahren, allerdings sind die Beine noch frisch und die Belastung ist gefühlt in Ordnung.
 

Ötz - Kühtai

Länge: 18,5 km

Höhenmeter: 1.200 hm

Herzfrequenz: 157 1/min

Leistung: 233 Watt

Zeit: 1:17 Std.

Rennzeit: 1:53 Std.

Temperatur: Kühtai 14°C
 

Nach dem ersten Anstieg folgt eine Phase des „Durchatmens“, es kommt ein 22 km langes Flachstück bis Innsbruck und danach geht es mit einem 30er-Schnitt den Brenner hoch. So kann man in der Gruppe fahren und gemeinsam Kraft sparen.
 

Innsbruck - Brenner

Länge: 39 km

Höhenmeter: 777 hm

Herzfrequenz: 158 1/min

Leistung: 187 Watt

Zeit: 1:17 Std.

Rennzeit: 3:56 Std.

Temperatur: Brenner 25°C

 

Das ist sehr zu empfehlen, denn danach wird es ernst. Es folgt nun der Jaufenpass. Der Anstieg liegt etwa in der Mitte der Marathons und es sind ca. 1.130 hm zu überwinden. Dort wird richtig Tempo gemacht, so dass man angezählt in den Schlussanstieg fährt.

 

Sterzing - Jaufenpass

Länge: 15,5 km

Höhenmeter: 1.130 hm

Herzfrequenz: 160 1/min

Leistung: 198 Watt

Zeit: 1:23 Std.

Rennzeit: 5:46 Std.

Temperatur: 29°C auf dem Jaufenpass!
 

Der Jaufenpass wird dann zur Tortur, gleich zu Beginn bekomme ich Krämpfe, und bin froh, überhaupt den Gipfel erreicht zu haben. Die Abfahrten beim Ötztaler sind wahre Schussabfahrten, High Speed-Fetischisten werden ihr wahre Freude haben. Mein Top-Speed war 102,6 km/h. Niemals zuvor bin ich auf dem Rad so schnell gewesen, ein wahnsinniges Gefühl. Dabei sind die Straßen beim Ötztaler gesperrt und die Straßen können komplett genutzt werden. Das erhöht den Spaßfaktor und die Erholung.  

Die wichtigste Erkenntnis ist „Hinten ist die Ente fett“, das letzte Renndrittel ist im Ötztaler das schwerste. Denn alles was die Fahrer zuvor bereits absolviert haben, war auch kein Zuckerschlecken. Beim Ötztaler kommt mit dem Timmelsjoch ein 28 km Anstieg mit insgesamt 1.759 hm noch mal eine richtige Wand auf die Rennradfahrer zu. Der schwere Schlussanstieg, auf 2.500 hm, gehe ich mit müden Beinen und abermals von Krämpfen geplagt an. Er wird für mich zum Scharfrichter werden.  

St. Leonhardt - Timmelsjoch

Länge: 28,5 km

Höhenmeter: 1.759 hm

Herzfrequenz: 155 1/min

Leistung: 180 Watt

Zeit: 2:28 Std.

Rennzeit: 8:39 Std.

Temperatur: 35°C in St.Leonhardt – 20°C auf dem Timmelsjoch! 

Das Event endet mit einer tollen Abfahrt, so hat man nach einem Speedrausch und Adrenalinausschüttung die Strapazen vom letzten Anstieg fast schon vergessen und kommt mit einem Lächeln im Ziel an. 

Fazit

Der Mythos ist unglaublich und der Start etwas Besonderes. Dass alles verleiht einem Motivation, sich dieser Herausforderung zu stellen. Der Ötztaler ist ein Event, auf das man sich freuen darf und stolz sein kann, sich auf der Ergebnisliste wiederzufinden. Jedoch klingelt um 4:45 Uhr der Wecker und die Fahrer stellen sich noch vor Sonnenaufgang an die Startlinie. Mit dem ersten Gipfel erreicht man auch die ersten Sonnenstrahlen. Die Kunst ist nun, diese Anfangseuphorie möglichst lange zu konservieren, denn wenn man nach vier Stunden hinter dem Brenner auf die Uhr schaut und weiß, man hat noch nicht mal die Hälfte rum, realisiert man, dass es heute wieder ein langer Tag wird. Doch das Event hat das gewisse Etwas. Das Finishertrikot bekommt man nicht geschenkt. Man ist lange unterwegs, muss früh raus und fährt durch die wunderschönen Alpen. Man motiviert sich gegenseitig und aus Gegnern werden Leidensgenossen.

 
Sportograf / Timmeljoch


Wie hart war das Rennen?

In Sölden kam ich fix und fertig im Ziel an. Wer´s nicht glauben mag, der hat nächstes Jahr wieder die Chance, sich selbst dem Ötztaler zu stellen.
 

Achim