Antreten für die Armut ist unsere Devise. Seit 10 Jahren.
Und ich darf ein Teil davon sein.
Noch größer, in diesem Jahr: 500 Jahre Reformation. Antreten für den
Glauben.
Und ich ein Teil davon.
Und heute, am 25.6. vor 487 Jahren im blau-weiß-bajuwarischen Augsburg:
Antreten fürs Bekenntnis, fürs evangelische.
Und ich ein Teil davon!
All das bewegt mich, als ich in das Blauweiß vor der Ottenbacher Kirche
eintauche.
In das frohe Halli und Hallo!
„Is this the way to Amarillo“?
Noch klingt die Festzeltmusik des gestrigen Abends in mir nach.
Und das Bier. Und die Maultaschen.
Bin noch gar nicht ganz da.
Leicht benebelt von der Nacht im Womo und geplagt vom Heuschnupfenasthma.
Atemlos. Fahre los.
Summe vor mich hin, den Hohenstaufen hinauf, frei nach Helene Fischer:
Wir zieh’n durch die Straßen und die Wege
der Alb,
Das Ziel immer vor Augen, ohne Stopp, ohne Halt, oho oho.
Ich schließe meine Augen, lösche jedes Tabu
Rad und ich sind eins, und das spür ich auch so, oho, oho.
Atemlos, durch die Alb, keinen Berg machen wir halb
Atemlos, einfach raus, zwanzig Prozent sind uns kein Graus!
Das Ziel immer vor Augen, ohne Stopp, ohne Halt, oho oho.
Ich schließe meine Augen, lösche jedes Tabu
Rad und ich sind eins, und das spür ich auch so, oho, oho.
Atemlos, durch die Alb, keinen Berg machen wir halb
Atemlos, einfach raus, zwanzig Prozent sind uns kein Graus!
Dann, wie üblich, die Abfahrt hinab bis nach Lorch.
Gelegenheit für die Seele, nachzukommen, den vorauseilenden Körper, der
monoton drückt und zieht, einzuholen.
Ungefähr bei Alfdorf – nachdem der Ballast der Nudelparty vom Abend zuvor
im Bett im Kornfeld seine letzte Ruhe gefunden hat - sind wir alle eins:
Körper, Geist, Seele. Wurde auch höchste Zeit, denn nun kommen die ersten steilen
Anstiege bei denen so mancher nicht nur ins Schwitzen, sondern auch ins Klicken
kommt … und absteigt.
A propos Alfdorf: Albextrem ist auch ein Stück Erwachsenenbildung. „Ich
dachte, Alf wäre ein Außerirdischer!“ heißt es neben mir. Tja, du lernst nie
aus!
Nach 67km dann – endlich – der erste Stopp. Aber alles ist anders. Etwas
desorientiert durchquere ich den neuen Campus der Verpflegung. Wie haben
Silbermond gesungen: Gib mir irgendwas, das bleibt!
Es ist ein Gefühl, wie wenn ich in die Kirche gehe und mein Platz ist
besetzt. Gott sei Dank sind die Bananen noch gelb, sonst hätte ich die auch
nicht mehr gefunden!
Und was wäre eine Albextrem ohne Bananen?
Wie ein Meer ohne Wasser.
Eine Diakonie ohne Blau.
Ein Grözinger ohne Heinz.
Ihr versteht schon!
Weiter also geht es durch die Bananenrepublik.
Lautern. Lauterburg. Wusste gar nicht, dass so der Komparativ gebildet
wird.
Aber es wurde wirklich immer steiler. Gefühlt zumindest.
Dann, endlich, die Alb, die echte.
Wo man denkt: Jetzt bin ich oben, jetzt bin ich frei.
Doch dann zwischen Bartholomä und Böhmenkirch einmal mehr:
Vom Winde verweht.
Und: Auf und nieder, immer wieder. Das reinste Wellenbad. Albwellen.
Ganz anders als im normalen Leben sieht man hier oben immer schon beim
Abstieg, dass es am anderen Ende wieder aufwärts geht! Die Freude darüber hält
sich in eng umfassten Grenzen!
Einmal mehr lecken Gemüsebrühe und Joghurt die Wunden in Hofstett-Emmerbuch.
Und der Blick auf den Höhenmesser: 2500 hm.
Und das Wissen für die Kleintourigen: In diesem Jahr kein Hexensattel und
kein Oberböhringen!
Nur noch Stötten. Und der Col de Birkenhof.
Und dazwischen die grandiosen Abfahrten hinunter nach Geislingen und
Donzdorf.
Das Leben ist schön!
Von wegen atemlos.
Die zweite und dritte Luft tragen mich förmlich dem Ziel entgegen.
Wo Heinz steht.
Und sich wundert.
Und auf die Uhr zeigt.
Was willst du denn schon hier? Fragt er mich doch tatsächlich.
Zu früh – war ich noch nie.
Umso besser schmeckt das kühle Söhnstetter.
Und umso schöner ist es, sich wieder in die blau-weiße Gemeinschaft fallen
zu lassen!
Welch wunderschöne Tour!
Welch schönes Jubiläum!
Und ich ein Teil davon.
Alle Jahre wieder.
Jan-Christoph