37 Grad in Hamburg, …
schattige Grünanlagen entlang der Außenalster laden ein zum Relaxen,
Eisbecher in den stilvollen Cafes der Innenstadt schmecken besonders lecker, …
aber die Teilnehmer der „Vattenfall Cyclassics“ wollen ihre Räder über den heißen Asphalt rund um die größte deutsche Hafenstadt jagen … und schwitzen, viel schwitzen.
Es ist Sonntagmorgen 7 Uhr.
Fischmarkt-Besucher tragen ihre Schnäppchen nach Hause und so manch müder Zecher torkelt noch über die Reeperbahn.
Zwischen Hauptbahnhof und Rathaus suchen 22000 Radler ihren zugewiesenen Startblock.
Im Abstand von 4 Minuten werden jeweils etwa 1000 Radler ins Rennen geschickt. Als „Novice“ muss ich mich im Block O einordnen.
Offenbar muss man sich bei den Hamburgern von einer erstmaligen Teilnahme in einem der hinteren Blocks (Buchstaben aus dem hinteren Alphabet), mit einer entsprechenden Zeit, in eine bessere Startposition im nächsten Jahr vorkämpfen.
Thomas und Monique – mit Referenzzeiten von 2011 - starten aus Block C.
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Im Block O, 30 Min. vor dem Start
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Wie bei allen Großveranstaltungen dieser Art ist die Unruhe im Teilnehmerfeld in den ersten Kilometern besonders hoch.
Spätestens mit dem Erreichen eines besonderen Hamburger Bauwerkes kommt Freude auf. Die 3.618 m lange und 53 m hohe Köhlbrandbrücke ist eine Autobahn-ähnliche Straße, die das Hafengebiet mit dem Freihafen verbindet, … für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, … außer bei den „Cyclassics“. Sie gehört mit dem Michel und dem Fernsehturm zu den markantesten Wahrzeichen Hamburgs.
Ich denke man kann sich vorstellen, dass ein Überfahren der Köhlbrandbrücke mit dem Radl ein ganz besonderes Erlebnis ist.
Schnell kommt man aus dem Stadtgebiet heraus in die Vororte. Ich staune über den ländlichen Charakter der Landschaft unweit der 1,8 Millionen- Stadt.
Wir fahren durch Waldgebiete und an Getreidefeldern vorbei.
Die Strecke führt über Ehestorf, Langenrehm, Buchholz, Holm-Seppensen zur Verpflegungsstelle in Jesteburg.
Mehrere Percussion-Bands am Straßenrand der kleineren Orte heizen die Stimmung an,
Anwohner bauen ihre Frühstückstafel am Straßenrand auf, um dem Rad-Spektakel beiwohnen zu können, …
und außergewöhnlich viele, freundliche Zuschauer (laut Bild-Zeitung sollen es 800.000 sein) applaudieren uns vorbeihuschenden Radlern.
Selbst in den kleineren Städtchen des Hamburger Hinterlandes sind die Straßen abgesperrt und an allen gefahrenträchtigen Stellen stehen Streckenposten.
Motiviert überhole ich nun öfters Teilnehmer aus den vor mir gestarteten Blöcken N, M, L und K, … manchmal auch mit Ungeduld, denn steckt man erst einmal „eingekeilt“ in einer Gruppe langsamerer Fahrer, kann es kostbare Minuten dauern, bis man sich wieder in den Fluss der überholenden Gruppen einordnen kann.
Sirenen von Rettungswageneinsätzen rufen in Erinnerung, dass Rennen auch Gefahren bedeuten, … zweimal habe ich Glück, nicht in einen Sturz zu geraten.
Die Verpflegungsstelle lasse ich unberücksichtigt, um die Gruppenformation nicht zu verlieren, mit der ich schon über eine Stunde zusammen fahre.
Über Hittfeld, Harburg, Wilhelmsburg führt die Strecke zurück in die City.
Tausende von begeisterten Zuschauern stehen hinter den Strecken-Absperrungen auf den letzten Kilometern ins Ziel, … „Tour de France“ – Feeling kommt auf.
Beim Durchfahren des Zielbogens zeigt mir die Uhr 11.20 an,
Ankunft also noch vor der Mittagshitze, … den Schnitt von 36,64 km/h bekomme ich wenige Minuten danach vom Veranstalter per SMS mitgeteilt.
Auch Thomas und Monique funken mir ihre Zeiten, … ich staune nicht schlecht, …
trotz verschiedener Startblöcke unterscheiden sich unsere Zeiten nur um Sekunden
(Thomas hat leider eine 6 Minuten Zeitstrafe bekommen).
Auf das obligatorische „Radler“ (heißt in Hamburg übrigens „Alsterwasser“) verzichte ich
… vorerst … aufgrund der Hitze, … dafür gibt`s einen Riesen-Eisbecher bei der Radler-Messe am Jungfernstieg.
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Es gibt auch als Tourist so Manches zu entdecken |
Zurück in`s nahe gelegene Hotel, … Duschen, … Relaxen, … aber der Tag ist noch lange. Gleichzeitig mit den „Cyclassics“ finden an diesem Wochenende auch die „Cruise-Days“in Hamburg statt, … eine Parade der größten Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen.
Bei einer touristischen Hafenrundfahrt am frühen Abend kann ich das Auslaufen der „Queen Mary“ noch verfolgen.
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„Queen Mary“ |
Der „Duft der großen weiten Welt“ ist in Hamburg eindeutig wahrnehmbar, …
ob bei den „Cyclassics“ der 22.000 Jedermänner, oder bei den „Cyclassics“ der Profis am Nachmittag, … mit Eric Zabel, Andre Greipel, Tom Boonen, Danilo Hondo, Gerald Ciolek, … und weiteren132 Profis, …
ob bei den „Cruise-Days“,
oder bei einem der bekannten Musicals, die in HH gezeigt werden, …
Hamburg ist eine Reise wert.
Joachim.
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HH-Rathaus am Abend, … nach den „Cyclassics“ ist wieder Ruhe eingekehrt |