Mittwoch, 25. September 2013

Bericht zum 24h Rennen Nürburgring

 

Im Frühjahr habe ich mich von Freunden aus Mainz zur Anmeldung für das 24h Rennen, ohne große Überlegungen zur Strecke (wie schwer kann schon die Nordschleife sein..?), überreden lassen. Die Tage bis zum Start sind irgendwann überschaubar und ich genehmige mir einen Blick auf das Höhenprofil, rede mit den Mitfahrern mal genauer über die Strecke. 18% steile Rampe auf einer Rennstrecke, 250hm Anstieg am Stück, insgesamt pro Runde ca. 500hm? Ja tatsächlich, der Nürburgring hat es doch in sich, hab ich etwas unterschätzt.

 
Unsere geplante Team-Zusammensetzung wurde verletzungs- und krankheitsbedingt ziemlich durcheinander gewirbelt, anfangs war ich der einzige Diakonie’ler. Zum Schluss haben wir dann mit Martin H. und Martin G. das Team „feindlich“ übernommen.

 
Auch hinsichtlich der Ausrüstung für unseren gebuchten Stellplatz (jedem Team steht eine Parzelle mit ca. 3m x 12m als Stellfläche zur Verfügung) habe ich anfangs keine großen Bedenken. Ein Campingbus plus Schlafzelt wird schon reichen. Naja, zum Glück ist noch Tino dabei, er war bereits zweimal am Start, unterstützt uns trotz Verletzung während des Rennens und hat noch wichtige Ausrüstung besorgt. Insbesondere sein großer Pavillion und Zelt sollten uns noch bei dem Wetter gute Dienste leisten. Die Wettervorhersage wird mit näherrückendem Termin immer schlechter, laut Prognose soll es ab Samstag Abend Dauerregen in Kombination mit kalten Temperaturen geben.

Am Samstag Mittag fällt um 13.15Uhr der Startschuss mit mir als Startfahrer bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein, Regen scheint (zu der Zeit) ausgeschlossen. Wir fahren als 4er Team gegen 600 weitere 4er Teams, ebenso starten noch Einzelfahrer, 2er Teams und 8er Teams gleichzeitig zum 24h Rennen. Ich kann mich zum Glück recht gut positionieren und fahre in der 2ten Gruppe hinter den Führenden und das Tempo ist gleich zu Beginn sehr hoch. In der Fuchsröhre erreicht man ohne Anstrengung fast 100km/h… Im großen Pulk nicht ganz ohne, aber bei (noch) trockenen Bedingungen kein Problem. Der Anstieg zum Karussell läuft in der ersten Runde recht flüssig, ist aber nicht zu unterschätzen da fast 3km lang bei 7 bis 9%. Direkt nach der berühmten Kurve kommt das Steilstück zur Hohen Acht, mit 18% Steigung ziemlich unangenehm zu fahren. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Radlern schiebe ich nicht. Danach kommen noch mehrere Wellen, ein richtiges Flachstück gibt es danach nur kurz auf der Dottinger Höhe. Ich habe mir am Anfang  nicht vorstellen können, dass eine Rennstrecke für Sportwagen derart anspruchsvoll sein kann, wurde aber eines besseren belehrt. 
 
 
Die erste Runde ist geschafft mit einem Schnitt von fast 36km/h, ich bin überrascht dass es relativ  zügig lief. Der Blick zum Himmel sieht aber bereits jetzt nicht mehr so rosig aus. In den kommenden Stunden wird es zunehmend schlechter und gegen 17Uhr erwischt uns der erste heftige Regenschauer.
 
Wir fahren immer nur jeweils eine Runde, dann hat man ca. 2 ¼h Pause, wird von Iris bekocht, Klamotten trocknen, bis man wieder an der Reihe ist.

Nachdem wir alle während unserer Runde geduscht wurden, wird es zunehmend dunkel und der Regen lässt nach. In der Hoffnung, jetzt  angreifen zu können, gehe ich wieder eine neue Runde an. Jetzt zieht Nebel auf, die Sichtweite ist auf manchen Streckenabschnitten katastrophal, geschätzt bei 25m. Das gibt’s doch nicht. Die Fahrt wird schwierig, immer auf der Suche nach den Rücklichtern der Fahrer vor einem.  Die Zeiten werden auch dementsprechend langsamer, wir haben uns aber in der Zwischenzeit trotzdem auf Platz 23 von 600 vorgearbeitet.
 
 
In der Nacht gegen 4.30Uhr kündigt sich langsam aber sicher ein Gewitter an. Als dann gerade Martin H. auf seine Runde geht, wird der Regen heftiger und zusätzlich gewittert es. Wir beschließen einstimmig, das Rennen nach Martin vorerst zu unterbrechen, da es bei dem Wetter zu gefährlich ist und auch keinen Sinn macht. Auch Martin ist froh, nach seiner fünften Runde wieder heil anzukommen. Inzwischen ist an zügiges Fahren nicht mehr zu denken. Das Rennen wird schließlich von der Rennleitung unterbrochen, da die Gefahr für die Fahrer zu groß ist.
 
 
Als dann auch noch der Strom abgestellt wird, versuchen wir alle erstmal ein wenig zu schlafen,
 
 
egal wo (im Kofferraum, Beifahrersitz, usw..)

Morgens um 7Uhr immer noch Regen und kalt, das Rennen ist unterbrochen. Da wir seit mehreren Stunden keinen Strom mehr haben, können die nassen Klamotten mit dem Heizlüfter (wichtigstes Teil während des Rennens, abgesehen von der Mikrowelle) nicht trocknen. Die Moral zur Weiterfahrt ist entsprechend im Keller und wir stimmen alle für eine Beendigung. Gegen 8.30Uhr erfolgt der Neu-Start ohne uns, wir sind jedoch über die vielen Fahrer am Start erstaunt. Wie sich im Nachhinein heraus stellt, sind viele nur 1 oder 2 Runden gefahren und hatten dann wahrscheinlich auch keine große Lust mehr.
Wir packen stattdessen unsere nassen Sachen zusammen und treten die wohlverdiente Heimreise an. Ich muss mich insbesondere bei Tino und meiner Freundin für die große Unterstützung bedanken (wir wurden bekocht, mussten uns nicht um die nassen Sachen kümmern, konnten uns kurz hinlegen, usw..), ohne die beiden wäre es ziemlich stressig geworden! Nächstes Jahr müssen wir eigentlich wieder teilnehmen, denn es war, trotz des Wetters, ein tolles Rennen und eine tolle Stimmung.
Micha