Im Frühjahr habe ich mich von
Freunden aus Mainz zur Anmeldung für das 24h Rennen, ohne große Überlegungen
zur Strecke (wie schwer kann schon die Nordschleife sein..?), überreden lassen.
Die Tage bis zum Start sind irgendwann überschaubar und ich genehmige mir einen
Blick auf das Höhenprofil, rede mit den Mitfahrern mal genauer über die
Strecke. 18% steile Rampe auf einer Rennstrecke, 250hm Anstieg am Stück,
insgesamt pro Runde ca. 500hm? Ja tatsächlich, der Nürburgring hat es doch in
sich, hab ich etwas unterschätzt.
Unsere geplante
Team-Zusammensetzung wurde verletzungs- und krankheitsbedingt ziemlich
durcheinander gewirbelt, anfangs war ich der einzige Diakonie’ler. Zum Schluss
haben wir dann mit Martin H. und Martin G. das Team „feindlich“ übernommen.
Auch hinsichtlich der Ausrüstung
für unseren gebuchten Stellplatz (jedem Team steht eine Parzelle mit ca. 3m x
12m als Stellfläche zur Verfügung) habe ich anfangs keine großen Bedenken. Ein
Campingbus plus Schlafzelt wird schon reichen. Naja, zum Glück ist noch Tino
dabei, er war bereits zweimal am Start, unterstützt uns trotz Verletzung
während des Rennens und hat noch wichtige Ausrüstung besorgt. Insbesondere sein
großer Pavillion und Zelt sollten uns noch bei dem Wetter gute Dienste leisten.
Die Wettervorhersage wird mit näherrückendem Termin immer schlechter, laut
Prognose soll es ab Samstag Abend Dauerregen in Kombination mit kalten
Temperaturen geben.
Am Samstag Mittag fällt um
13.15Uhr der Startschuss mit mir als Startfahrer bei bestem Wetter und
strahlendem Sonnenschein, Regen scheint (zu der Zeit) ausgeschlossen. Wir
fahren als 4er Team gegen 600 weitere 4er Teams, ebenso starten noch
Einzelfahrer, 2er Teams und 8er Teams gleichzeitig zum 24h Rennen. Ich kann
mich zum Glück recht gut positionieren und fahre in der 2ten Gruppe hinter den
Führenden und das Tempo ist gleich zu Beginn sehr hoch. In der Fuchsröhre
erreicht man ohne Anstrengung fast 100km/h… Im großen Pulk nicht ganz ohne,
aber bei (noch) trockenen Bedingungen kein Problem. Der Anstieg zum Karussell
läuft in der ersten Runde recht flüssig, ist aber nicht zu unterschätzen da
fast 3km lang bei 7 bis 9%. Direkt nach der berühmten Kurve kommt das Steilstück
zur Hohen Acht, mit 18% Steigung ziemlich unangenehm zu fahren. Aber im
Gegensatz zu vielen anderen Radlern schiebe ich nicht. Danach kommen noch
mehrere Wellen, ein richtiges Flachstück gibt es danach nur kurz auf der
Dottinger Höhe. Ich habe mir am Anfang
nicht vorstellen können, dass eine Rennstrecke für Sportwagen derart
anspruchsvoll sein kann, wurde aber eines besseren belehrt.
Die erste Runde ist geschafft mit
einem Schnitt von fast 36km/h, ich bin überrascht dass es relativ zügig lief. Der Blick zum Himmel sieht aber
bereits jetzt nicht mehr so rosig aus. In den kommenden Stunden wird es
zunehmend schlechter und gegen 17Uhr erwischt uns der erste heftige
Regenschauer.
Wir fahren immer nur jeweils eine Runde, dann hat man ca. 2 ¼h
Pause, wird von Iris bekocht, Klamotten trocknen, bis man wieder an der Reihe
ist.
Nachdem wir alle während unserer
Runde geduscht wurden, wird es zunehmend dunkel und der Regen lässt nach. In
der Hoffnung, jetzt angreifen zu können,
gehe ich wieder eine neue Runde an. Jetzt zieht Nebel auf, die Sichtweite ist
auf manchen Streckenabschnitten katastrophal, geschätzt bei 25m. Das gibt’s
doch nicht. Die Fahrt wird schwierig, immer auf der Suche nach den
Rücklichtern der Fahrer vor einem. Die
Zeiten werden auch dementsprechend langsamer, wir haben uns aber in der
Zwischenzeit trotzdem auf Platz 23 von 600 vorgearbeitet.
In der Nacht gegen 4.30Uhr
kündigt sich langsam aber sicher ein Gewitter an. Als dann gerade Martin H. auf
seine Runde geht, wird der Regen heftiger und zusätzlich gewittert es. Wir
beschließen einstimmig, das Rennen nach Martin vorerst zu unterbrechen, da es
bei dem Wetter zu gefährlich ist und auch keinen Sinn macht. Auch Martin ist
froh, nach seiner fünften Runde wieder heil anzukommen. Inzwischen ist an
zügiges Fahren nicht mehr zu denken. Das Rennen wird schließlich von der
Rennleitung unterbrochen, da die Gefahr für die Fahrer zu groß ist.
Als dann
auch noch der Strom abgestellt wird, versuchen wir alle erstmal ein wenig zu
schlafen,
egal wo (im Kofferraum, Beifahrersitz, usw..)
Morgens um 7Uhr immer noch Regen
und kalt, das Rennen ist unterbrochen. Da wir seit mehreren Stunden keinen
Strom mehr haben, können die nassen Klamotten mit dem Heizlüfter (wichtigstes
Teil während des Rennens, abgesehen von der Mikrowelle) nicht trocknen. Die
Moral zur Weiterfahrt ist entsprechend im Keller und wir stimmen alle für eine
Beendigung. Gegen 8.30Uhr erfolgt der Neu-Start ohne uns, wir sind jedoch über
die vielen Fahrer am Start erstaunt. Wie sich im Nachhinein heraus stellt, sind
viele nur 1 oder 2 Runden gefahren und hatten dann wahrscheinlich auch keine
große Lust mehr.
Wir packen stattdessen unsere
nassen Sachen zusammen und treten die wohlverdiente Heimreise an. Ich muss mich
insbesondere bei Tino und meiner Freundin für die große Unterstützung bedanken
(wir wurden bekocht, mussten uns nicht um die nassen Sachen kümmern, konnten
uns kurz hinlegen, usw..), ohne die beiden wäre es ziemlich stressig geworden!
Nächstes Jahr müssen wir eigentlich wieder teilnehmen, denn es war, trotz des
Wetters, ein tolles Rennen und eine tolle Stimmung.
Micha