Montag, 21. Mai 2018

Bimbach 400

Das war die Herausforderung des Wochenendes. Wenn man beim Rhön Radmarathon am Samstag die 156 Km Strecke und am Sonntag die 258 Km absolviert, bekommt man als Auszeichnung die Bimbach 400 Medaille. Die Strecke mag schon beeindrucken, aber was noch erschwerend  hinzukommt, sind 2100 bzw. 4700 Hm.

Die Idee daran teilzunehmen kam mir schon bei der letztjährigen Ausgabe. Damals war ich allerdings "nur" die 156 Km Strecke gefahren, denn die Startplätze für den Radmarathon sind immer schnell nach der Freigabe ausverkauft.

Zum Zeitpunkt der Anmeldung wusste ich noch nicht, dass mir 2 Monate in der Winter/Frühjahrs-Vorbereitung wegen einer Verletzung fehlen sollten. Zuerst dachte ich, ich fahre, wenn überhaupt, nur eine kurze Strecke. Doch je näher der Start kam, desto mehr merkte ich, dass ich wohl nicht so viel Kondition verloren hatte wie zuerst befürchtet. So konnte ich mir vorstellen, am Samstag die 156 Km und am Sonntag, je nach Verfassung, unterwegs die Strecke auswählen. Das alles hatte ich mit Martin im Vorfeld besprochen. Seine Idee war, am Samstag betont langsam, also kraftsparend zu fahren, damit am Sonntag noch genügend Kraft für die längste Strecke übrig bleiben würde. Wer aber Martin kennt, der kann bestimmt nachvollziehen, dass ich ihm das mit dem langsamen Fahren nicht so richtig abnehmen konnte.

Wir übernachteten bei mir in Karben und hatten am Samstag Morgen den Wecker auf 4:30 stehen. Unsere Anfahrtsstrecke betrug ca. 1,5 Stunden und die Startunterlagen mußten wir auch noch abholen. Dementsprechend war frühes ins Bett Gehen angesagt.

Am nächsten Morgen war ich mir noch immer unsicher, welche Strecke ich jetzt fahren sollte. Bei der Abholung der Startunterlagen fragte mich die nette Dame "Fahrt ihr die Bimbach 400?". Ich antwortete mit einem vorsichtigen "Ich versuche es zumindest". Ihre Antwort war "Das schafft ihr, das sehe ich euch an!", BÄÄÄÄÄM!!!!, das saß. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich die Bimbach 400 Strecke fahren würde.

Die Rhön 
Voll motiviert gingen wir auf die Strecke und wir schafften es tatsächlich, ob ihrs glaubt oder nicht, uns zurückzuhalten und im unteren Pulsbereich zu fahren. Trotzdem waren wir im Schnitt nicht so langsam wie man denken könnte. Auffällig war für mich, dass wir zwar in manche Steigung so langsam reinfuhren, dass viele vorbeizogen, doch oben raus so manche wieder stellen konnten. Und das Beste an der ganzen Sache war: Am Ende waren wir trotz 156 Km bei 2100 Hm nicht sonderlich erschöpft. Der Plan war aufgegangen!

Gut gelaunt fuhren wir zurück nach Karben und ließen es uns gutgehen. Martin stellte fest, dass einige unserer Fundracing Kollegen auch am Sonntag in Bimbach am Start stehen würden. Da aber keiner die 258 Km Strecke mit entsprechender Startzeit um 6:00 hatte, konnten wir uns nicht zu einem gemeinsamen Start verabreden. Am nächsten Morgen sah unser Plan folgendes vor: 3:30 Uhr Weckzeit, dann Frühstück und fertig machen, 1,5 Stunden Anfahrt, um 6:00 war Start.

Wir schauten noch die erste Halbzeit vom DFB-Pokal Endspiel Frankfurt gegen Bayern München an. Gegen 21:30 Uhr gingen wir dann ins Bett. Die Partie stand zu diesem Zeitpunkt bei 1:0 für Frankfurt. Ich hatte noch orakelt, dass die Bayern kurz nach Wiederanpfiff das erste Gegentor schießen würden. So sollte es dann auch sein. 1:1, lautes Stöhnen und missbilligende Ausrufe holten mich aus meinen leichten Träumen wieder hervor und das Schicksal nahm weiter seinen Lauf. 2:1, diesmal lautes Jubeln, 3:1, unbändige Freudenrufe und dann der Abpfiff. Frenetischer Ekstase, Böller, Raketen ... da hätte ich das Spiel auch gleich am Fernseher zu Ende sehen können.

Am nächsten Morgen sprach ich Martin beim Frühstück auf den Lärm an. Es klingt unglaublich, aber er hatte anscheinend nichts davon mitbekommen. Respekt, das nenne ich ich einen guten Schlaf.

Noch ganz lässig beim Start
Sonntag standen wir dann trotzdem pünktlich um 6:00 an der Startlinie in Bimbach. Wir ließen es wieder relativ entspannt angehen. An den Anstiegen fuhr jeder sein Tempo, oben wartete Martin jedes Mal auf mich und gab mir auf den wenigen geraden Stücken seinen Windschatten. Im Laufe der Zeit fiel mir auf, dass es einige "Teams" wie uns gab, wo die besseren Bergfahrer an der Anhöhe auf ihre Kollegen warteten.

Warten auf den Mitfahrer
Irgendwann in der Mitte der Strecke erlebte ich dann ein heftiges Tief. Die Kräfte schienen mich zu verlassen, in Gedanken fing ich an zu bereuen, dass ich mir das angetan hatte. Mir war bewusst, dass ich weiterhin Energie zu mir nehmen musste aber das widerstrebte mir stark. Das ich trotzdem weiter as, quittierte mir mein Magen mit einem flauen Gefühl, ich würde es als Vorstufe zum Kotzen bezeichnen. Ich sprach Martin auf meinen Zustand an, damit er etwas Rücksicht auf mich nehmen konnte. Er versuchte mich aufzumuntern, indem er die positiven Dinge des Wochenendes erwähnte, das super Wetter, die gute Fahrt von gestern und so weiter. Das wollte ich in diesem Moment aber nicht hören. Ich wollte nur da sitzen, nichts tun, leer sein, nicht bewegen, nicht denken, eigentlich gar nicht da sein. Aber die Runde wollte zu Ende gefahren werden.

Thomas im Ziel
Stefan im Ziel
Aber wie es im Leben so ist, es geht immer weiter. Ich habe schon des öfteren die Erfahrung gemacht, dass sich so eine Situation von selber auflöst, so war es auch diesmal. Meine Kräfte kehrten zurück und ich empfand Euphorie bei dem Gedanken tatsächlich die Bimbach 400 zu schaffen.

Die Fahrer
Im Ziel trafen wir dann Ulrike und Achim, die uns zu den anderen Fundracern brachten, wo wir unsere Erfahrungen austauschen konnten.

Liebe Grüße
Thomas