Samstag, 16. Juli 2011

Maratona die Vierte

Bereits im November letzten Jahres stand nach erfolgreicher Auslosung mein radsportlicher Jahreshöhepunkt 2011 fest. Von Beginn war die größte von 3 Stecken mit recht beachtlichen Daten (s. u.) das Ziel. Für mich sollte es der erste Alpenmarathon – eigentlich sogar das erste echte Radrennen sein. Und so galt es das Training gegenüber den bisherigen Jahren nochmals zu steigern.


Am 10. Juli war es dann endlich soweit. Eine leichte Infektion war glücklicherweise überstanden. Der Wecker klingelte um 4:18 Uhr und nach Frühstück und 10 km Anfahrt mit dem Auto wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Gemeinsam mit Rainer und Nico rollte ich dann in den letzten Startblock. So viele Radler auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen – wobei, sehen konnte man die meisten nicht, aber man wusste, dass sie da sind. Die Aufregung stieg und die Helikopter der TV-Live-Übertragung rauschten ein paar Mal im Tiefflug über unsere Köpfe. Um 6:30 Uhr ging es dann vorne los – wir waren um 7:04 Uhr an der Linie.

foto: sportograf.com



Bei strahlendem Sonnenschein ging es Richtung erster Pass. Rainer hatte gute Beine und lies es etwas schneller angehen. Der Campolongo war noch keine große Schwierigkeit, mein Puls ging jedoch schon weit nach oben. In der Abfahrt sahen wir dann Martin G. bereits mit Platten – Pech gleich zum Start. Am Pordoi entschied ich dann auch Nico ziehen zu lassen, um meinen Rhythmus zu finden. 2 Riegel vor der Passhöhe verbesserten die Lage wieder und ein Blick auf die Uhr machte mir klar, dass man mit diesem Tempo noch in Zeitnöte geraten könnte. Daher nahm ich von da an am Berg den hohen Puls in Kauf. Sella und Gardena liefen sehr gut und vor allem die Abfahrten machten Spaß. Die ersten beiden Verpflegungen lies ich aus, da die Flaschen und Trikottaschen noch voll waren. Nach 3 Stunden – und damit ein paar Minuten schneller als der Weltmeister von Stuttgart Paolo Bettini :-) – ging es das erste Mal durch den Zielbereich und wieder den Campolongo hinauf. Im Anstieg holte ich Rainer wieder ein, der seine Kräfte für die 2. Schleife sammelte.

foto: sportograf.com

Oben dann eine erste kurze Pause und das Wiedersehen mit Nico. Zu dritt nahmen wir die Anfahrt zum Giau in Angriff. Vor diesem Pass hatten wir alle Respekt – wie sich herausstellte zu Recht (920 hm bei 9,3 % durchschnittlicher Steigung). Nico hatte sich schon kurz vor der Steigung nach vorne verabschiedet und Rainer war irgendwann nicht mehr an meinem Hinterrad. So musste sich von da an jeder allein ins Ziel kämpfen – wobei Rainer von Thomas P. Gesellschaft bekam. Der Pass verlangte mir alles ab. Es ist manchmal schon verwunderlich, wer einen da so überholt. Andere hatte es allerdings schlimmer getroffen. Mancher Mitstreiter musste sich seine Krämpfe selbst rausmassieren oder folgte dem Motto: „Wer sein Rad liebt, der schiebt“. Mit unglaublichen 8 km/h im Schnitt für den Berg kam ich oben an und brauchte erst mal 10 min. um einen Riegel runterzubekommen. Dann stürzte ich mich wieder in die Abfahrt.
 
foto: sportograf.com
Der letzte Berg mit den Pässen Falzarego und Valparola war trotz angenehmer Steigung nur noch eine Qual. Als das letzte Passschild jedoch erreicht war stieg die Euphorie bald im Ziel zu sein. Auf der langen Abfahrt und den letzten 5 ansteigenden Kilometern kamen wieder ein paar Kräfte zurück, so dass ich noch einige Radler überholen konnte. Dann noch ein kurzer Zielsprint und es war vollbracht. Einziger Wehrmutstropfen: Ich hatte die 8-Stunden-Marke im Ziel tatsächlich um 9 Sekunden verpasst. Wäre mir das vorher bewusst gewesen, hätte ich nochmal einen dickeren Gang aufgelegt.

foto: sportograf.com

Im Ziel stellte ich dann fest, dass meine Gutscheine für Essen, Getränke und eine Weste im Auto, ca. 6 km entfernt liegen. Da ich ja noch nicht genug hatte, kamen also nochmal ca. 12 km und 100 hm dazu ;-).

Rückblickend bleiben trotz der Schmerzen eigentlich nur positive Erinnerungen. Auch wenn ich mir am Giau geschworen hatte, dass ich mir das zum ersten und zum letzten Mal antue, hat sich die Sichtweise wieder etwas geändert. Vielleicht probiere ich es ja nächstes Jahr noch besser vorbereitet. Das Erlebnis Maratona dles Dolomites kann ich auf jeden Fall nur empfehlen – ein perfekt organisiertes Event.

Daniel