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Achim B., Daniel R., Joachim S., Jürgen N., Martin G., Martin H., Nico H., Rainer B., Thomas G. und Thomas P. starten für das MSG-Team Lindau.
Ist das ein Druckfehler?
Nein, es ist einfach die bittere Wahrheit, dass beim Maratona dles Dolomites die Teams mit vielen Teilnehmern bessere Chancen haben, das Auswahlverfahren zu bewältigen. (Von 22.000 Anmeldern haben in diesem Jahr nur 9.300 eine Starterberechtigung erhalten.)
Also melden wir uns mit einer großen Gruppe (72 Radler) an, starten aber mit unserer Fundracer-Teamkleidung.
Möglich gemacht hat es uns das Wohlwollen der MSG-Verantwortlichen Matthias C. und Dirk R. Ihnen sei an dieser Stelle nochmals vielen Dank gesagt.Schon bei der Anreise am Samstag gewinnt man in Corvara, La Villa, Arabba und auf den Passhöhen den Eindruck, dass große Ereignisse bevorstehen. Überall sieht man geschäftige Vorbereitungsaktivitäten.
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Ich höre Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Holländisch, Tschechisch, … laut Veranstalter sollen die Teilnehmer aus 45 Nationen kommen.
Der Startschuss fällt, die lange Kolonne kommt zäh in Schwung, aber bis zu dem Überfahren der Startschleife ist es mindestens ein Kilometer.
In Corvara stehen morgens um 7 Uhr schon Hunderte von Zuschauern an den Straßen.
Die Sella-Umrundung setzt sich zusammen aus einer Aneinanderreihung von 4 Pässen, … Campolongo, Pordoi, Sella und Grödner. Die ersten beiden Pässe werden noch in dichtem Peloton gefahren, …
genug Zeit, um die edlen Räder der Konkurrenten zu bewundern, …
Pinarellos, Cervelos, Canyons, Focus, Cannondales, Simplons, Collonagos, Primeras, Giöccs, Scotts, Stevens, Fondriests, Storcks, Williers, Works …
und natürlich auch Specializeds ;-).
Die Stimmung unter den Wettkämpfern ist gut, … ich höre eine Gruppe Italiener singen und schließe zu ihnen auf, … sie sind lustig und haben Spaß, … wohlgemerkt: wir fahren den Pordoi-Pass hoch !!
Auf der Passhöhe blasen 3 Alphornbläser ihre Hörner.
Viel zu schnell enden die fantastischen Kurven bei den Abfahrten. Es ist zweifellos berauschend, auf gesperrten und von oben einsehbaren Straßen, die Kehren in Ideallinie zu durchfahren.
Am Pian Schiavaneis versucht eine Gruppe Einheimischer lautstark mit Trommeln und Riesenkuhglocken die Radler zu animieren. So viel Spielfreude ist ansteckend. Im Takt der Trommler habe ich weitergekurbelt und fast die Verpflegungsstelle übersehen.
2 Hubschrauber begleiten das langgezogene Peloton während des ganzen Rennens. Italienische Sender strahlen 6,5 Stunden Direktübertragung des Maratona aus.
Dutzende von „sportografen“ dokumentieren – verteilt auf die Rennstrecke –mit endlos vielen Fotos das Geschehen. Nach Abschluss des Rennens können die Fotos anhand der Startnummer bestellt werden.
Meinen italienischen Mitstreitern ist wohl die Luft ausgegangen, sie sind zwar noch in Sichtweite, aber singen höre ich sie nicht mehr. Auf dem Grödnerjoch spielt eine Blaskapelle für die vorbei eilenden Radler.
Vier Pässe sind bezwungen. Während der Abfahrt zurück nach Corvara rechne ich mit den Minuten. Das Zeitlimit zur Einfahrt in die zweite Hälfte ist auf 11.15 Uhr festgesetzt. 10.46 Uhr zeigt mir die Uhr beim Überfahren der Zeitmess-Schleife. Puuh, … das geht aber gut. Eine Schleife der „8“ liegt hinter mir.
Die Tour de Dolomites geht weiter wie bisher – seeehr bergig – sie führt entweder bergauf oder bergab, … Flachetappen gibt es nicht. Neu motiviert strample ich den Campolongo zum zweiten Mal hoch. Die Zuschauer am Straßenrand haben zugenommen. Die Teilnehmer sind weniger geworden, … einige sind nach 56 km schon durch die Zielschleife gefahren.
Die Strecke führt nun über Arabba Richtung Cortina und ich habe während der nächsten 20 km Zeit, um mich für die mittlere oder die große Runde zu entscheiden. An der Streckentrennung 106 / 136 km gibt es wieder ein Zeitlimit zu erreichen. Ich zögere, … das Zeitlimit habe ich mit genügend Spielraum erreicht, … trotzdem entscheide ich mich für die mittlere Strecke. Giau heißt der Angstgegner und damit der Pass, den ich heute lieber auslasse. Ich habe Vieles über ihn gehört … und das war nichts Gutes. Es stehen also noch an zu meistern, Passo Falzarego und Passo Valparola.
Meine Sätze sind sicherlich stark veranstaltungsgeprägt.
Nicht versäumen möchte ich aber, zwischendurch die Einzigartigkeit der Südtiroler Gebirgslandschaft zu erwähnen. Selbst während des Rennens gibt es immer wieder Momente, in denen die Konzentration Blicke auf die landschaftlichen Schönheiten abseits der Straße erlaubt. Auf jeder Passhöhe bietet sich ein neues, fantastisches Panorama und die Fernsicht ist grandios.
Die Pässe Falzarego und Valparola fließen in einander über. Zwar kostet der Falzarego-Anstieg von der Südseite schon einige Körner, … aber kaum hat man die Passhöhe erreicht, ist es zu dem höheren Valparola auch nicht mehr weit. Jetzt lässt es sich erleichtert durchatmen, … eine ca. 15 km lange rasante Abfahrt führt nach La Villa zurück.
Zum Ziel in Corvara sind es noch weitere 5 km.
Die Radler um mich herum erhöhen das Tempo, … ich ziehe mit, … es ist fast wie bei einem Profirennen, … eine letzte Kurve, … Zielsprint, … geschafft !
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Die benötigte Gesamtzeit wird für jeden Radler der die Zielschleife durchfährt, in großen Digital-Ziffern angezeigt. Ein Moderator interviewt die ankommenden – atemlosen – Teilnehmer. Noch in der Zielgasse wird der Transponder abgegeben, der die Zeiten auf Hundertstel-Sekunden erfasst hat.
In der Mannschaftswertung hat das Team MSG / Diakonie den 5. Platz belegt!
Jeder Finisher bekommt eine Medaille umgehängt.
Unglaublich: Im Zielbereich, inmitten von 9000 Teilnehmern und mindestens genau so vielen Zuschauern – wir haben uns dummerweise nicht vorher verabredet – treffen sich alle gestarteten Fundracer wieder, … als würden sie sich magisch anziehen. „Die Weiß-Blauen leuchten eben aus der Masse heraus“, meint Thomas lakonisch.
Eine logistische Meisterleistung vollbringen die Organisatoren mit der Verköstigung im Zielbereich. Jeder Teilnehmer hat Gutscheine, … Getränke, Steaks, Würste, Pasta in allen Varianten, Apfelstrudel, … und nutzt sie auch bestens.
Und weil das Pässe-Fahren so schön ist, dürfen wir – um wieder ins Hotel nach Arabba zu kommen – den Passo Campolongo heute zum dritten Mal hochkurbeln.
Nach einer Runde Whirlpool im Wellness-Bereich unseres Hotels ist die Welt wieder in Ordnung. Bei Schokokuchen und Cappucino relaxe ich auf der Terrasse.
Am Montag nach dem Rennen freue ich mich auf ein ausgedehntes Frühstück im Hotel. Mit Martin G., Thomas G. und Jürgen N. wird noch mal Revue passieren lassen und allgemein gefachsimpelt.
Keiner klagt über Wehwehchen, oder Muskelkater, … alle fühlen sich gut … und denken an eine Wiederholung im nächsten Jahr.
Sollte jetzt der eine oder andere Fundracing-Blog-Leser „Lust auf Maratona“ bekommen haben, kann er sich ab September für 2012 anmelden.
Joachim.